Landstraßen - Reformvorschläge aus der Sicht der Verkehrs-, Stadt-, Regional- und Landesplanung

Hans-Henning von Winning,

21.9.2000

1. Die regionale Erschließung erfordert Landstraßen auch langfristig mindestens in heutigem Umfang: Zweispurig. mit angepaßter Trassierung, höhengleicher Verknüpfung, Ortsdurchfahrten und Langsamverkehren.

Neubau und Umbau zu höhen- und anbaufreien Straßen scheidet aus städtebaulichen, ökologischen ökonomischen und politischen Gründen weitestgehend aus. Häufige Anschlüsse sind für allseitige Vernetzung und kurze Wege hocheffizient. Ebenso ist die Überlagerung von Orts-, Regional- und Fenverkehren für hohe Auslastung ökologisch und ökonomisch sinnvoll. Das gilt auch für wechselnde Streckencharakteristiken bis hin zu Gewerbedurchfahrten.

2. Eine Reform der Landstraße erfordert Straßenentwurf, Autotechnik und Verkehrsregeln für Konkurrenzfreiheit im Verkehrsablauf: Vereinheitlichung von Geschwindigkeiten und Beschleunigungen, allgemeines Überholverbot und Road Pricing

Harmonisierung von LKW und PKW bei etwa 90 km/h (bzw. weniger bei Steigungen, Umgebungsschutz usw.) erhöht, Sicherheit Komfort und Wirtschaftlichkeit ohne Verringerung der Reisegeschwindigkeiten. Langsamverkehre dürfen weiter überholt werden. Die Realisierung erfolgt kurzfristig durch Vorschriften und Fahrzeugelektronik. Allgemeines, flächendeckendes, UMTS/Galileo-gestütztes, datengeschütztes Road+Park Pricing sorgt für hohe Auslastung, Stauschutz, Qualifizierung der Verkehrsnachfrage sowie wenigstens eine bescheidene Rendite für die Eigentümer der Straßen und Parkplätze. Ein allgemeines Autobahn-Tempolimit bei etwa 130 km/h ermöglicht andererseits eine Verringerung der Kosten von PKW- und Straßenbau und -betrieb um etwa ein Drittel. Straßenbaustandards berücksichtigen nicht mehr überhöhte Geschwindigkeiten, Überholen, und Gleichmäßigkeit der Streckencharakteristik.

3. Eine Reform der Landstraße ist als Teil einer Verkehrsreform für ökologische und ökonomische Effizienz mehrheitsfähig. Notwendig sind Forschung- und Diskussion unter Einschluß von Kosten sowie Nahmobilität durch Städtebau.

Das Verkehrswesen bedarf insgesamt einer marktwirtschaftlichen Reform. Kernstücke dabei sind 1. Kostentransparenz und Kostenzurechnung als Kriterium zur Ermittlung von Angebot und Nachfrage(sozial und modal, zeitlich und räumlich), sowie zur Mehrheitsbildung für Regelungen, und 2. Wettbewerb bei Technikstandards für vielfältigere, preisgünstigere und angepaßtere Lösungen.